Beresina 2012

Gewarnt sind wir – denn schon vor zwei Jahren hat uns die Töss schon ihre Tücken bewiesen (Beresina 2010). Trotzdem wagen wir uns, das sind Butz, Alle, Christian und ich, wieder auf dieses Flüsschen. Dieses Mal hat die Töss einiges mehr Wasser, was unserem Übungsleiter Alle für eine Befahrung als geeignet erscheint. Durch die Niederschläge in den letzten Tagen hat sich die Töss in eine reissende, braune Brühe verwandelt. Trotzdem wagen wir uns an dieses Unterfangen. Kaum haben wir die Schlauchboote aufgepumpt, kommt ein Spaziergänger mit einem Hund vorbei. Er fragt uns, ob wir denn auf die Töss möchten. Nun, mit zwei aufgeblasenen Schlauchbooten ist dies wohl offensichtlich. Der Spaziergänger sagt uns, er habe schon zwei Leute in der Töss gefunden. Er wolle uns nur warnen, aber wir müssen ihm nicht Glauben schenken, denn er habe einen Flick ab. Er sei früher Polizist gewesen, doch nach einem Schlägli könne und müsse er nicht mehr arbeiten. Nach seiner Warnung zurren wir die Bändel unserer Schwimmwesten fester und tragen die Boote zur Töss.

Es tagt schon, als wir endlich einwassern. Im vorausgehenden Boot sitzen Alle als Steuermann und ich, während Butz und Christian das zweite, folgende Boot besetzen. Kurz nachdem wir abgelegt haben, überrascht uns die erste Schwelle. Obwohl uns diese Schwelle schiffbar erscheint, wissen wir vom letzten Mal, dass es besser ist, hier zu landen und das Boot über den Landweg zu transportieren. Eiligst rudern wir zum Ufer.

Kaum wieder auf dem Wasser, naht schon die grosse Staustufe, vor welcher wir im speziellen gewarnt wurden. Mit einer Sturmlandung gehen wir an Land. Diese Stufe mit dem Boot zu passieren wäre schlicht fatal. Etwas unterhalb der Stufe steht ein Bagger am Ufer. Dieser wird wohl zum Ausbessern des Ufers benötig. Etwas kleines irritiert uns doch. Da steht eine kleine Leuchte mit roten Gläsern. Wir spekulieren, dass dieses Lämpchen dem Baggerführer gilt. Oder was soll denn sonst hier passiert sein?

Auf unserer weiteren Fahrt folgen nun einige kleinere Schwellen. Bei jeder gilt es zügig darüber hinweg zu rudern damit das Boot manövrierfähig bleibt. Dennoch schiesst das Boot jedes mal mit dem Bug nach unten und Wasser spritzt über den Bugrand. Um dies zu verhindern haben wir extra eine Plache vorne übers Gummiboot gespannt. Doch diese mag nicht verhindern, dass das Boot Wasser schöpft und dass es im Boot nass wird.

Erneut werden wir überrascht. Dieses Mal vom grossen Wehr. Obwohl wir Kenntnisse von diesem Wehr haben, taucht es unerwartet früh in einer Flussbeugung auf. Mit einer Sturmlandung erreichen wir gerade noch das sichere Ufer. Ich brauche einiges an Überzeugungskraft, um Alle zu erklären, dass das Boot leichter zu tragen ist, wenn es leer ist. Gleich unterhalb des Wehrs hat es eine Ufermauer, von wo aus wir die Boote wieder ins Wasser lassen.

Der nächste Flussabschnitt ist relativ ruhig. Nur vereinzelt hat es kleine Schwellen. Bis wir zum Holzsteg über die Töss kommen. Hier hatten wir letztes Mal grosse Mühe und das Boot schöpfte damals so viel Wasser, dass wir nasse Füsse kriegten. Aus diesem Grund landen wir hier, um die Situation einzuschätzen. Christian und Alle rekognoszieren den weiteren Flussverlauf während Butz und ich bei den Booten bleiben. Mir und Butz scheint es, als seien sie für eine Ewigkeit weg. Nach langen Diskussionen schultern wir die Boote und tragen sie einzeln über den Steg ans andere Ufer und durch den Wald. Um die ganze Übung zu erschweren, hat sich ein Baum quer in unseren Weg gelegt. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als die Boote darüber zu heben.

Unterhalb der Schwelle wassern wir wieder ein. Die Töss ist hier wild und tobend. Sie schlängelt sich hier durch den Wald entlang der Felsen, durch welche sie sich ihr Bett frisst. Die braunen Wassermassen stürzen sich hier über viele kleinen Schwellen. Es spritzt und schäumt. Immer wieder schiesst Wasser in unsere Boote und Äste der nahen Bäume und Büsche behindern unsere Fahrt. All dies hat zur Folge, dass schliesslich unsere Kleider total durchnässt sind und wir beschliessen müssen, die Fahrt vorzeitig abzubrechen.

Am Ufer angelangt, wechseln wir die Kleider gegen die Reservekleidung aus. Sofern eine solche vorhanden ist. Auch muss das Wasser aus den Schuhen geleert werden. Eiligst beginnt Alle mit Feuer machen. Da nicht alle Handys hinreichend vor Wasser geschützt waren, haben wir etwas Kommunikationsschwierigkeiten. Nach einigem hin und her erreichen wir Alle's Freundin Maria. Wir können sie dazu überreden, zu uns zu fahren. Das ermöglicht uns einen Transport zu den Autos, die am Start und geplanten Ziel unserer Bootstour warten. Nachdem wir die Boote und weiteres Material im Anhänger verstaut haben, geniessen wir einen feine Cervelats mit Brot. Zum Schluss versüsst uns ein feiner Kuchen den Abschluss dieser spannenden Übung Beresina.

Rolf Suter

Bilder findet ihr im Bilderarchiv (2012)