Beresina 2011

Ring Ring, um 0445 Uhr klingelt mich mein Wecker aus dem Bett. Einem ersten Impuls folgend, hab ich den Wecker schon in der Hand um ihn an die Wand zu schmeissen. Stopp, heute ist ja wieder einmal der Einsatz von ein paar Rentiermannen bei einer schwierigen Mission von Nöten. Schnell springe ich aus dem Bett und kleide mich mit geschätzten 12 Schichten an Kleidung an. Erst gerade aus dem Wüstenkampf zurückgekehrt, habe ich mich noch nicht wirklich an die kalten Temperaturen Mitteleuropas gewöhnt. Kaum ist die persönliche Ausrüstung bereit, steht auch schon das Transportfahrzeug vor der Tür. Schnell steige ich ein und die Operation beginnt.

Im Fahrzeug entsteht eine Diskussion unter den Teammitgliedern, wo eigentlich der „Point-of-no-return“, der Punkt an dem es heisst, Erfolg oder Tot liegt. Bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt und Regen beginnen einige der Mitglieder nicht mehr an einen erfolgreichen Abschluss der Mission zu glauben. Doch schliesslich setzt sich der Standpunkt durch, dass dieser Punkt bereits mit dem schrillen Klingeln des Weckers erreicht war.

Am Einwasserungs-Standort angekommen, wird schnell das Material bereitgelegt und das Fahrzeug verschwindet. Im Schutz der Dunkelheit beginnen die verbleibenden Teammitglieder, die Boote aufzublasen und einzuwassern. Nachdem alles bereit liegt, heisst es warten. Zwei Mitglieder sind noch mit einem spez. Auftrag unterwegs und sollen noch zu uns stossen.

Endlich angekommen, geht es schnell. Die 6 Teammitglieder verteilen sich auf die beiden Boote und legen los. Da durch Regen und Dunkelheit die Rheinufer nur Schemenhaft zu erkennen sind, können wir davon ausgehen, uns ungesehen zu bewegen.

Schon nach kurzer Zeit unternehmen wir den ersten Versuch, uns im Alten Rhein zu verstecken. Ohne grössere Probleme, trotz einigen Abstimmungsproblemen, werden die Boote über das Wehr getragen und erneut eingewassert.

Schnell wird klar, dass diese Strecke nicht einfach sein wird. Obwohl es etwas getaut hat, liegt immer noch eine Eisschicht auf dem Wasser. Doch so schnell gibt ein Rentiermann nicht auf. Vermutlich erstmalig in der Geschichte der Nautik versuchen sie, ein Schlauchboot als Eisbrecher einzusetzen. Zu Anfang ist der Erfolg ziemlich vielversprechend, die dünne Eisschicht bricht mit einem leisen Knarren auf und gibt den Weg frei.

Trotz der guten Anfänge wird das Eis bald zu dick. Trotz aller Beharrlichkeit kommt das Boot keinen Millimeter mehr vorwärts. Somit ist klar, der erste Teil der Mission ist gescheitert.

Die einzige Option, die uns bleibt, ist die Boote erneut über das Wehr zu tragen und es weiter unten nochmals zu versuchen.

Kurze Zeit später wagen wir einen neuen Versuch. Glücklicherweise müssen hier die Boote nicht ausgewassert werden, sondern können durch einen Minikanal in den Alten Rhein überführt werden. Was sich eigentlich ganz einfach anhört (und ehrlich gesagt auch ist), bereitet uns doch ganz anständige Probleme. Aber kein Problem ist unlösbar. So gelingt uns auch dies, sogar trockenen Fusses.

Nach einer kurzen Pause gehen wir weiter. Das eine Boot als Späher voraus, meines auf Sichtweite hinterher. Bald sehen wir aus der Ferne, wie sich das Späherteam erneut durch meterdickes Eis vorarbeitet. Dank unserer Schlauchboote, die überraschenderweise gut als Eisbrecher funktionieren, kommen sie jedoch langsam, aber stetig vorwärts.

Dank der Vorarbeit kann nun das zweite Boot in der Fahrrinne viel Zeit aufholen und aufschliessen. So kommen beide Boote ziemlich gleichzeitig am Auswasserungspunkt an.

Nun gilt es, ein Feuer anzuzünden um die Würste zu grillen. Schnell versuchen wir etwas trockenes Holz zu finden, was auf Grund der vielen Regenfälle der letzten Zeit jedoch unmöglich ist. Da zeigt sich, wie recht die Armee zumindest teilweise hat. „Ein Platz, ein Chef.“ Wir haben 6 Meinungen, und jede ist besser als die andere. Mit einigen Lachern (und dank jemandem, der uns etwas trockenes Holz überlässt) kriegen wir dann doch ein Feuer in Gang. Durch Petrus Gnade bekommen wir sogar noch einige Sonnenstrahlen, die wir geniessen können. Mit gesättigtem Magen machen wir uns ans Retablieren und fahren zurück zum Stützpunkt im Reiat.

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