Feuer und Speer

Der Einsatz des UOV Reiat für das Geschenk der Reiatgemeinden zum 1000 Jahr Jubiläum von Stein am Rhein.

Vorgeschichte
Zu besagtem Geschenk haben die Reiatgemeinden die Mittelstufenschüler von Stein am Rhein zu einem Tagesausflug in den Reiat eingeladen. Was der UOV Reiat damit zu tun hat? Wir haben uns im Zusammenhang mit „Erlebnis Kesslerloch“ bereit erklärt die Gemeinde mit Aktivitäten zu unterstützen.

Aus den Erfahrungen von „Erlebnis Kesslerloch“ waren unsererseits die Aktivitäten relativ schnell gefunden. Die Hauptanziehungspunkte bildeten damals das Feuer machen und Speerschleudern, somit lag eine Weiterführung nahe und die Aktivitäten waren bestimmt.

Vorbereitungen
Dass solch ein Anlass nicht einfach ohne Vorbereitungen durchgeführt werden kann, liegt auf der Hand. Wie dies vonstatten ging, ist im vorhergehenden Bericht „Steinzeittechniken“ sehr ausführlich beschrieben.

Der Tag X
Um 07.00 Uhr trafen sich die Renntiermannen pünktlich im Kesslerloch, alle bis auf einen. Er hatte die letzten entscheidenden Infos nicht erhalten, stand aber kurz nach dem Anruf vollmotiviert im Einsatz. Alle und ich hatten schon mal die Panzerrollscheiben aus dem Mat Mag geholt und KuMü die Speere aus seiner Werkstatt angeliefert. Während Alle und ich uns im oberen Teil der Höhle einrichteten und die Posten für das Feuermachen vorbereiteten, beschäftigten sich die restlichen Reiater mit dem Einrichten der Speerschleuderanlage. Die riesigen Strohballen konnten wir bereits, dank Vater Winzeler, am vergangenen Dienstagabend aufstellen, so mussten noch die Panzerrollscheiben montiert und durch Romeo bemahlt werden. Ich wusste gar nicht um die künstlerischen Begabungen unseres Übungsleiters, aber die Bären gefielen mir wirklich sehr. Schlag auf Schlag ging es weiter. Fritz traf mit dem Partyzelt ein, welches gleich ruckzuck aufgestellt und platziert wurde. Die Sicherheitsabschrankungen für die Speerschleuderbahnen waren kurz darauf auch schon angebracht.

Jetzt waren wir schon beinahe bereit für den Einsatz. Damit wir uns keine Blösse geben mussten, nutzten wir natürlich die Verbleibende Zeit für ein hartes Training. Wehe dem der das Ziel nicht auf Anhieb traf, die Schmach war gross und der Spot noch grösser. Alle konnten sich einschiessen und auch das Feuer machen konnte noch kurz geübt werden. Jetzt war alles bereit.

Mit erstaunlicher Pünktlichkeit trafen die Schülerinnen und Schüler zusammen mit ihren Lehrerinnen und Lehrern sowie dem Stadtpräsident von Stein am Rhein ein. Was mich besonders überraschte, die Politiker hielten sich an ihr Versprechen sich mit ihren Begrüssungsreden kurz zu halten. Nach einigen erfrischenden Worten konnte ich die erste Schar bereits ins Kesslerloch führen.

Romeo übernahm die Einführung zu unserem Treiben. Er wusste zu berichten weshalb das Kesslerloch Kesslerloch heisst, nämlich weil sich hier oft Kesselflicker aufgehalten hatten und weshalb das Kesslerloch überhaupt von Interesse ist. Er berichtete von den Steinzeitjägern die hier Station machten, um die vorbeiziehenden Tierherden zu jagen und über die Funde durch die man überhaupt von der „Besiedlung“ erfahren hatte.

Danach ging es ans Eingemachte, ich übernahm wiederum die Hälfte der Hälfte der Schüler und führte sie ins Kesslerloch zu unserem Feuerspektakel. Dank unseren Vorarbeiten und Erlebnis Kesslerloch, waren wir in Besitz von einigem Anschauungsmaterial. Was ist überhaupt ein Zunderpilz, ah der wächst an abgestorbenen Bäumen, so wir benötigen solche die an Harthölzern wachsen, vornehmlich Buchen... Ich machte mich dann an die Demonstration des mittelalterlichen Feuerzeuges in Kombination mit unbehandelten steinzeitlichem Zunder, den wir selbst geerntet und bearbeitet hatten. Eine gewisse Restunsicherheit war noch vorhanden, denn nicht alle Zunderstücke brennen gleich gut, gewisse brachte ich beim Üben kaum zum glimmen und wenn sie endlich glimmten, verloschen sie relativ leicht wieder. Nun alles klappte bestens, ich hatte in der Auswahl ein glückliches Händchen und erwischte die richtigen Fetzen, die ich den staunenden Zuschauern zum Herumreichen abgeben konnte. Glimmen ist das Eine, brennen das Andere. Mit gewöhnlichem Laub, das um mich herum in der Höhle lag, hatte ich die besten Erfahrungen gesammelt. Ich formte ein kleines Nest aus brennbarem Material, legte das Laub in die Mitte und hielt den glimmenden Zunder daran. Damit das ganze nun anständig anfing zu brennen, bedurfte es der richtigen Dosis an Puste. Erst folgte der Qualm, dann wurde es warm um die Finger und wenn es heiss wurde, konnte ich davon ausgehen, dass die ersten Flammen um die Arbeitshandschuhe strichen und es zeit war die Sache am Boden weiterbrennen zu lassen. Fasziniert schauten auch die Mädels zu, als ich das moderne Magnesiumfeuerzeug zeigte. Wie gut ein Metall brennen kann war wohl kaum jemandem bewusst, so wies ich auch darauf hin, dass sich das Material kaum löschen liesse und stellte auch den Link zu den gefährlichen Fackeln in Fussballstadien her.

Nun war Alle an der Reihe mit dem „Feuerbohren“. Bewaffnet mit Holzbohrstock und Flitzbogen bohrte er das die Balken rochen. Das so gewonnene qualmende Bohrgut platzierte er anschliessend ebenfalls in ein Nest aus brennbaren Material, um es durch anblasen zum Brennen zu bringen. Leider war er nicht ganz erfolgreich, was auch mit der kurzen Trocknungszeit des verwendeten Holzes zusammenhing.

Im Anschluss durften die Schüler und Schülerinnen selbst ans Werk gehen. Voller Tatendrang wurde geschabt, gefunkt und gebohrt, ja die Experimentierfreude war kaum zu bremsen.

Ein Blick zum Speerschleudertreiben zeigte ebenfalls eine freudige Schar, die es kaum erwarten konnte den Bären zu erlegen. Natürlich musste das Halten der Schleuder erst noch geübt werden, bevor ein Versuch gewagt werden konnte. Die Trefferquote war erstaunlich gut, wenn der Speer bis zum Ziel flog, ansonsten musste mit einer verkürzten Distanz etwas nachgeholfen werden. Unserem Team ging die Arbeit nicht aus, sie brachten die wartenden Schüler gerade so durch, dass Jede und Jeder mindestens einmal mit der Schleuder an der Reihe war.

Während wir mit der ersten Ablösung im Kesslerloch am Arbeiten waren, pilgerten die restlichen Schülerinnen und Schüler durch die Knorri und durch Thayngen. Es gab zwar einige Verspätung beim Wechsel der beiden Gruppen, aber im Grossen und Ganzen ging der Ablauf auf. Das Mittagessen als Pufferzone wurde von vielen Schülern noch einmal dazu genutzt sich praktisch zu üben. Während Alle und ich uns irgendwann zum Abbruch der eifrigen Bemühungen durchrangen, konnte sich das Speerschleuderteam dem Ansturm noch immer nicht erwehren. Irgendwann hiess es jedoch auch dort: „Fertig lustig, jeder noch einen Speer und dann ist Schluss!“

Bekanntlich sind Übungen immer erst dann fertig, wenn auch alles aufgeräumt ist. Pünktlich nach der Bratwurst traf Vater Winzeler mit Traktor und Anhänger ein, um die Strohballen wieder auf seinen Hof zu bringen und bevor wir uns versahen war auch Fritz da und das Zelt verstaut. Ein Erlebnis ging zu ende, mal sehen, wann wir die liebevoll gebauten Speere wieder einsetzen können.

Kurt Looser