Eine Höllentour

Es war ein wunderschöner, für diesen August, typisch kühler Abend, als sich eine kleine Schar an der Laag versammelte. Nach kurzem zögern wurde ein Schlauchboot aus dem Auto des Schreibenden ausgeladen und es begann zu Schnauben und zu gurgeln als die ersten Pumpen in Betrieb genommen wurden. Nun das Ziel war die Hölle, ob auch der Weg zum Ziel zur Hölle werden würde, konnten die verwegenen Reiater noch nicht abschliessend abschätzen.

Nun denn, ein M6 Schlauchboot sollte mit 6 Paddlern und einem Steuermann belegt sein, wir beschränkten uns auf einen Passagier, einen Steuermann und 4 Paddler, wie gesagt: "Das Ziel liegt ein Stück weiter Rheinaufwärts." Ach ja, zuviel Paddler schnorren schliesslich nur rum und kommen nicht vorwärts, da kann es mit vieren nur besser gehen.

Als Steuermann postierte sich Markus im Heck, d.h. er war nicht nur Steuermann, sondern auch noch Taktgeber auf der UOV Galeere. Nach einer kurzen Flussüberquerung, kaum sah das Boot Wasser unter dem Bug, war der Tarif auch schon klar, denn wir kamen dem Galeerengedanken doch schon sehr nahe.

Nun denn, fortbewegen liess sich das Boot zumindest quer über den Rhein, aber wie sieht es mit Flussaufwärtsfahren aus? Bis zum Katherinental war die Welt noch in Ordnung, es ging einigermassen flott voran, doch von da an war’s vorbei mit Lustig. Ein ehemaliger Rheinkreuzer versperrte die Durchfahrt und wir mussten erneut die Uferseite wechseln. Von da an schaute man am besten gar nicht ans Ufer, zumindest nicht ans Nahe. Jeder Kiesel liess sich problemlos im vorbeifahren zählen so zügig waren wir in der Strömung unterwegs. Aber was ist denn ein richtiger Reiater, wenn’s hart kommt reisst er das Ruder, entschuldigung Paddel, erst richtig durch. Den Jüngeren musste zwar noch etwas nachgeholfen werden, doch auch sie konnten es nachvollziehen, dass ein Paddel beim durchziehen ins Wasser getaucht werden sollte. Das Taktgefühl wurde auch immer besser und wie gesagt, vorwärts ging’s schon, nur eben recht langsam und verdammt streng.

Langsam kamen wir der Hölle näher, das heisst eigentlich war’s schon ein Stück von der Hölle, nämlich eine Höllenschinderei. Doch was war denn noch falsch an der Angelegenheit, etwa die Rheinuferseite auf der wir uns befanden? Nach kurzer Verschnaufpause lief unser Galeerentreiber zu Hochform auf, der Takt wurde erhöht um wie eine 1 in die Hölle zu stechen. Die Hölle entpuppte sich als ziemlich steril und etwas trocken, wobei Zweiterem bald abgeholfen wurde. Ein absolutes Novum gab’s bei der Bezahlrunde, der Schreibende durfte zum ersten Mal miterleben wie ein Gast ein Trinkgeld kriegte! Nun rechnen war nicht des Kellners Stärke, als dann auch noch das nötige "Münz" für das Rückgeld fehlte, kapitulierte er vor der im Aufbruch stehenden Schar und entschloss sich den Betrag auf die nächste verfügbare Note abzurunden. Uns und dem Nutzniesser sollte es recht sein.

Der wunderbare Abend neigte sich zusehends dem Ende zu, als wir die Galeere wieder bestiegen und uns der Laag entgegentreiben liessen. Der Abenteuer nicht genug, wollten zwei Reiater die Temperatur des Wassers überprüfen. Die Überprüfung war eindeutig, den kurzen Messstäben zu folge hatte sich der Rhein im August doch merklich abgekühlt. Das klappern der Zähne vertrieb dann auch noch die Letzten Enten vom Ufer, so dass wir ungestört und beinahe professionell landen und auswassern konnten. Es war also geglückt, die Höllentour wurde erfolgreich beendet, ohne dass jemand in der Hölle hängen geblieben ist...