Kadetten Stafette 2007

Etappe 1: Fronwagplatz Schaffhausen – Langriet

Am 19. Mai 2007 steht Reto Eppler schon kurz vor halb Zehn auf dem Fronwagplatz. Für einen Samstag Morgen ist das ungewohnt früh, schliesslich haben die Läden erst vor etwa einer halben Stunde geöffnet. Doch von Shopping kann an diesem Morgen keine Rede sein. Denn Reto hat seine Sportklamotten und Turnschuhe angezogen und wartet gespannt auf den Startschuss der Startschuss der Kadettenstafette 2007. Endlich ertönt das Zeichen zum Start. Zusammen mit 62 anderen Läufern stürmt Reto los. Quer über den Fronwagplatz geht es zunächst zum Rhein. Die Strecke bis zum Rheinfall ist flach, doch dann geht es hoch zum Langriet. Schliesslich gelangt Reto nach anstrengenden 6.53 Kilometern im ersten Etappenziel an und kann dort den Bändel dem Nächsten überreichnen.

Etappe 2: Langriet – Trasadingen

Roman Guhl wartet gespannt mit seinem Bike im Langriet. In wenigen Augenblicken werden die Läufer eintreffen. Schon ist Reto da und los geht es. Mit einem riesen Tempo spuhlt er seine Etappe ab. Sie führt ihn hoch zum Lauferberg, dann zum Wannenberg Richtung Wilchingen. Von dort aus sind es nur noch wenige Kilometer bis zu seinem Ziel in Trasadingen.

Etappe 3: Trasadingen – Hint. Berghöf

Nun übernimmt der Biker Christoph Diener: "Ich habe gewusst, dass ich dieses Jahr schnell sein werde. Denn ich habe seit Weihnachten 4 kg abgenommen, viel auf der Rolle trainiert und im Winter Kraftraining gemacht. Auch habe ich in diesem Jahr schon einige Rennen gefahren.
Ich fahre also voll motiviert von Stammheim aus an den Start. Die Witterungsverhältnisse sind dieses Jahr optimal und gleich nach dem Start gebe ich Vollgas. Etwas anderes geht ja auch nicht auf so einer kurzen Strecke. Schon bald sehe ich Adrian Wiler vor mir, holen ihn ein und überhole ihn auch gleich. Er hängt sich mir an und so pushen wir uns gegenseitig. In der Schlusssteigung kann ich ihn abhängen und komme so als 4. ins Ziel. Dort fragt mich meine Frau, warum ich so keuche...?! Hat Spass gemacht, bis in zwei Jahren!"

Etappe 4: Hint. Berghöf – Oberwiesen

In den hinteren Berghöf übernimmt Urs Schättin. Seine Strecke führt zur nahen Landesgrenze. Der Grenze folgt er entlang von Waldrändern Richtung Wutach, im Norden. Seinen Gegner lässt er keine Chance und strebt unentwegt weiter. Zum Schluss gibts noch ein starkes Gefälle und schon kommt er als 4. in Oberwiesen an.

Etappe 5: Oberwiesen – Beggingen

In Oberwiesen bei Schleitheim steht um 1245 ein Neustart der Stafette an. Max hat sich pünktlich hier eingefunden und seine Muskeln aufgewärmt. Auf die Sekunde genau stürmen die Läufer los. Es geht durchs Wutachtal und später über den Stauferberg nach Beggingen. Auf der Strecke liefert sich Max einem harten Duell, wobei sein Gegner einfach nicht nachlassen will. Endlich erreicht Max Beggingen, wo er den grünen Bändel weiterreichen kann.

Etappe 6: Beggingen – Kadettenhütte

Kaum hat Romeo Bucher den Bändel in seiner Hand, stürmt er los. Seine Strecke ist zwar kurz, aber nicht ohne. Denn die stetige Steigung auf den Hagen bringt schlussendlich jeden etwas ausser Atem. Doch auch Romeo meistert seine Etappe bravourös.

Etappe 7: Hagen – Thayngen

Jetzt ist Christoph Cords an der Reihe: "Hier an der Stafette gefällt es mir sehr gut, was wohl am Superwetter liegt. Die Busfahrt zum Hagen ist spektakulär gewesen, denn ein Postbus ist normal nicht auf Waldwegen unterwegs und muss sich durch diese schinden. Wie 2005 ist die Etappe7 am Startpunkt von einer anfänglich gelassenen Atmospäre geprägt, die sich linear in Spannung nach oben steigert. Die Strecke kenne ich als Randenbiker schon etwas länger, jedoch ist diese immer wieder schön, da die herrliche Aussicht, auch bei so einem Rennen, für alle in Erinnerung bleibt. Wie beim letzten Mal imponiert mir diese Spitzenorganisation. Der reibungslose Ablauf ist einmalig. Ich komme wieder!"
Mit dem Bike fährt er über deutsches Gebiet um den Kanton Schaffhausen herum nach Thaygnen, wo er als sensationeller 3. eintrifft.

Etappe 8: Thayngen – Buch

In Thayngen steht um 1545 Roland Hatt für den Neustart bereit. Er mag es, dass sein Start praktisch vor der Haustüre liegt und er von Thayngen aus starten kann. Für ihn ist es immer wieder ein spezielles Erlebnis, soviele Sportler beisammen zu sehen und sich im Team für eine gute Sache einzusetzen. Da alles reibungslos abläuft kann hier jeder seine Strecke geniessen. Die von Natur aus sehr schöne Strecke nach Buch gehört zu den uns gut bekannten Trainingsstrecken.

Etappe 9: Buch – Bibermühle

Als nächster schliesst Herbert Bühl an: "Ich laufe in diesem Jahr bereits das dritte Mal die Inline-Strecke, diesmal im Team des UOV Reiat. Heute haben wir trockenes Wetter, die Strassen sind griffig, nicht wie vor zwei Jahren, als wir wie auf Schmierseife durch die Gegend rutschten. Aufpassen muss man auch so. Neben den Konkurrenten haben wir auf der Inline Strecke zuweilen auch die Landwirtschaft als Gegner. Bereits 200 m nach dem Start, auf den mich Roland aus der 5. Position lanciert, ist die Fahrbahn mit einem Traktor, Anhänger und Hubstapler total blockiert. Vollbremsung. Bremsweg trotzdem lange 30 m. Meine "zivilisierte" Unmutsäusserung, ein schlichtes "hey, achtung" wird  mit einer Antwort aus der untersten Schublade quittiert. Ich lasse mich nicht provozieren, weiche auf die Wiese aus und starte neu. Brauche bis zum Schützenhaus vor Ramsen für den mentalen Neuaufbau und versuche dabei, mich von meiner Fantasie zu lösen, dass der Landwirt bestimmt ein Stammwähler einer typisch schweizerischen Bundesratspartei war.
Durch Ramsen wird es ziemlich hektisch, nicht weil die Gegner drängen, sondern weil man nie weiss, was hinter der nächsten Hausecke auf der Fahrbahn lauert. Alle 90 Gradkurven gelingen ohne grosse Bremsmanöver. Dann kommt die 200 m lange Steigung von der Biber an die Kantonsstrasse hoch, höchstens 15 Höhenmeter. Die Beine brennen trotzdem. Eben hat mich ein Raser überholt. Keine Chance in den Windschatten zu gelangen. Dafür sehe ich 100 m vor mir eine lösbare Aufgabe. Vor der Kulmination vor Hemishofen bin ich dran. Er geht sogleich in meinen Windschatten und dort bleibt er vorerst. So unwiderstehlich bin ich scheinbar nicht, denke ich, dass der da gemütlich mitlaufen kann. Aber dann lässt er abreissen. Neue Motivation für mich. Jetzt Konzentration für die spitzwinklige Einfahrt in Hemishofen. Wenig später eine 90 Grad Linkskurve, die voll Kies, Sand und Erde ist. Ich gebe möglichst wenig Druck in der Kurve und kratze sie im letzten Moment, unmittelbar vor dem Acker dahinter. Dann noch die Betonstrasse zur Bibermühle. Alle 5 Meter ein Schlag ins Hirn von den Nahtstellen zwischen den Betonplatten. Ich schaue zurück: Keine Gefahr und vorne kommt schon die flamme rouge, Zeit, um nochmals Milchsäure zu produzieren. Position gehalten, Heinz steht bereit, mit meinem Schwung kann ich ihn gleich noch in den Staffelwald hochschieben."

Etappe 10: Bibermühle – Laag

Heinz Rüegg, der eben in den Wald hoch geschoben wurde, führt das Team des UOV Reiat weiter. Wie vielen anderen auch, rinnt ihm der Schweiss in Strömen von der Stirn. Der Rhein würde eigentlich eine willkommene Abkühlung versprechen. Doch dazu ist leider keine Zeit, denn jetzt heisst es rennen, was das Zeug hält. Erfolgreich bestreitet Heinz seine 7 km bis zur Laag, wo Thomas schon bereit steht.

Etappe 11: Laag – Munot

Thomas Allemann: "Also zum Ersten, ich habe meine Strecke bis zum letzten Training noch nicht gelaufen. Ich laufe diese Strecke in diesem Jahr das erste Mal und habe sie bis zu dem Zeitpunkt erst mit dem Auto rekognosziert. Ich hatte also beim letzten Training noch so wage in Erinnerung, die Strecke müsste doch an der Bibermühle beginnen. Was ich mir jedoch sicher war, dass ich die letzten Meter auf den Munot hinauf rennen musste/durfte. So begannen Kurt Looser mit dem Bike und ich zu Fuss mein 'Hauptproben'-Training also an der Bibermühle und ich rannte und rannte und rannte... Als wir dann so etwa nach 40 Minuten an die Laag kamen, musste ich mir eingestehen, dass ich wohl irgend etwas falsch in Erinnerung hatte und unbedingt die aktuelle Streckenführung nachprüfen musst. So rannte ich die ganze Strecke zwei Tage später noch einmal, nach dem ich einen erneuten Blick auf die Interntseite geworfen hatte, mit mehr Erfolg.
Jetzt, am Wettkampftag zeig sich jedoch die Strecke von einer längeren Seite. Die Sonne macht zwar die ganze Strecke dem Rhein entlang zu einem wunderschönen Erlebnis, lässt sie aber aus Leistungsgründen auch länger werden. Am Anfang im Wald kann ich also noch richtig Gas geben. Doch als ich dann ans “Lindli” komme, bin ich durch die Hitze schon etwas eingebremst. Zudem musste ich mich einmal durch eine 'Rheinufer'-Schönheit ablenken lassen.
Das Ganze ist so etwa Mitte Lindli geschehen. Ich habe meinen Blick auf Grund des Sauerstoffmangels nur sehr unscharf über die Lindlibesucher gleiten lassen, als mir am linken Rand, direkt am Ufer diese Lady auffiel. Sie stand in ihrer ganzen Grösse, und es waren lange Beine, am Rheinufer. Als sie ihr T-Shirt auszog, wehte ihr langes braunes Haar im Winde. Ihr sexy Körper wurde von einem knappen roten Bikini bekleidet und sie sah ganz kurz zu mir herüber. Ich glaubte sogar einen aufmunternden Blick erhascht zu haben. Auf jeden Fall fällt mir von da an das Laufen wieder viel leichter.
Auch die später folgenden Jugendlichen, die sich kaum um die Läufer dieses Wettkampfes scheren und sich ziemlich rücksichtslos in den Weg stellen, umlaufe ich so einfacher und ohne mich auf meinen Beruf zu besinnen.
Ja so geht es mir bis unten an die Treppe noch ziemlich gut. Doch als ich mich dann so die Treppe hoch kämpfe, beginnen die Oberschenkel auf Grund des Sauerstoffmangels immer mehr zu brennen, so dass ich beim Zieleinlauf jeden Muskel meiner Beine spüre. Ich habe wohl die letzten Wochen zuviel Bike- und zuwenig Lauftraining absolviert. Mist!!
Nach dem Zieleinlauf bin ich mir dann auch nicht mehr so sicher, ob die Schönheit am Rheinufer nur ein Gebilde meines Sauerstoffmangels oder Realität war. Aber egal, sie sah verdammt gut aus!"

Etappe 12: Munot – Schweizersbildhalle

Die letzte Etappe übernehme nun ich, der Redaktor. Den ganzen Tag über hat die Sonne die Luft aufgeheizt und so herrscht eine brütende Hitze. Viel getrunken habe ich zwar, doch fühle ich mich überhaupt nicht fit. Ich habe wohl schon etwas viel Sonne erwischt. Doch jetzt gibts ganz sicher kein Zurück mehr. So mache ich mich auf zum Neustart beim Munot. Wegen einem Leichtathletikanlass musste das Startgelände ein wenig verschoben werden.
Punkt 1830 starten wir zur letzten Etappe dieser Kadetten-Stafette. Ich gebe von Anfang an Vollgas, denn einen Rückstand ist auf dieser Strecke kaum mehr auf zu holen. Bis zum alten Bushof geht das auch gut so. Doch durch das Mühletal fällt mir das Atmen immer schwerer. Es freut mich, kurz vor der Steigung noch einen alten Kollegen an zu treffen, der mich wieder motiviert. Ja, diese Steigung hat es in sich. Doch immerhin rückt mit jedem Schritt das Ziel ein wenig näher. Endlich kommt dieses leichte Gefälle, bevor ich die Brücke zur Autobahn überqueren muss. Nun sind es nur noch wenige Meter bis zum Ziel. Doch bin ich zur Kadettenhalle abgebogen, versucht mich ein Gegner zu überholen. Doch das lasse ich mir nicht bieten und setze meine letzten Kräfte für den Endspurt ein. So überquere ich mit solch einem Schwung die Ziellinie, dass die Zeitmesser ihre Mühe haben, mich abzubremsen.

Es freut mich sehr, dass wir es gemeinsam geschaft haben, diese Stafette zu bewältigen. Nur mit dem tatkräftigen Einsatz jedes einzelnen Sportlers war es möglich, dass wir den 9. Rang der Gesamtrangliste erkämpfen konnten.

 

Text:Christoph Diener
Christoph Cords
Roland Hatt
Herbert Bühl
Thomas Allemann
Rolf Suter
Bilder:Michael Kessler (www.profifoto.ch)