Beizensprint 2007

Da man den UOV Reiat im Säntisgebiet beinahe an jedem Ort mit dem Vornamen kannte, hatten wir uns entschieden das Trainingsgebiet für den Beizensprint im Jahre 2006 vom Alpsteingebiet in die Churfirsten zu verlegen. Wie sich herausstellte war das eine gute Entscheidung, dann auch in diesem Gebiet gibt es noch sehr viel zu erleben. Da uns die Unterkunft in der Alp Seelenmatt im letzten Jahr nicht so zusagte, erhielt ich den Auftrag eine neue Unterkunft für das Wochenende zu finden. Ich hatte im Netz eine gemütliche Alp gefunden, jetzt galt es aber noch herauszufinden, ob sich die Alp auch für den UOV eignen würde. Es war für die Nachtessen eine gemütliche Atmosphäre und für die Übernachtung ein Zweibettzimmer gefragt. Zudem sollte die Unterkunft auch am Freitagabend zu später Stunde noch erreichbar sein.

All diese Fragen galt es zu klären, wozu ich meine besser Hälfte Mitte Sommer zu einem Aktivwochenende in den Churfirsten überredete.

Die Erreichbarkeit war schnell geklärt, führt doch eine sehr spezielle Bahn, welche sich für den UOV optimal eignet, bis etwas unterhalb des Berggasthauses. Das heisst, wenn man die umgebaute Transportmöglichkeit überhaupt als solche bezeichnen kann. Zu Anfangszeiten dieser Bahn diente sie wohl eher als Materialtransportbahn. Erst vor etwas 50 Jahren wurde sie leicht umgebaut und so können heute auch Personen transportiert werden. Auch die Kundefreundlichkeit überzeugte sehr.

Auch der Alpwirt, Fritz Ammann, kam uns sehr entgegen und konnte alle Wünsche des UOV's erfüllen. Er erklärte sich bereit, einen ganzen 10er - Schlag für die weniger "schnarchresistenten" Mitglieder unseres Vereins freizuhalten und machte uns für Kost und Logie einen sehr fairen Preis. Nach Rücksprache mit dem langjährigen Organisator der vergangenen Beizensprints, entschied ich mich die Sache zu fixen.

Und so kam das besagte Wochenende auch schon näher. Wie immer beginnt das bereits legendäre Wochenende am Freitag Abend. Aus allen Richtungen der Schweiz reisen zu später Stunde vier UOV'ler nach Kaltenbach, wo die Talstation der besagten Seilbahn steht. Die Motoren werden speziell für den UOV gestartet und wir werden mit unserem Gepäck in die Höhe befördert. Die einsetzende Dunkelheit ist für den einen oder andern wohl von Vorteil, da man so die Schwindel erregende Höhe, im Vergleich zur wohl eher einfachen Sicherung, nicht so wahr nimmt. Trotzdem ist sogar unser Fotograf etwas zurückhaltend, gar nicht, wie wir ihn so sonst kennen. Er beschränkt sich darauf, seine Schnappschüsse von seinem Sitzplatz in den hinteren Reihen aus zu schiessen. Sie werden deshalb aber sicher nicht weniger verfänglich für die jeweiligen Modelle.

Nach nicht all zu langen bangen Momenten erreichen wir die im Dunklen liegende Bergstation und machen uns abmarschbereit. Ein kurzer Fussmarsch bringt uns sehr schnell in die Nähe unserer Unterkunft für die nächsten beiden Nächte. Durch den Alpwirt, Fritz, werden wir freundlich empfangen, ja wohl bereits schon erwartet. Unser fünfte Mann im Bunde, er hat die ganze Steigung schon im frühen Abend und die Räder seines Bikes genommen, sitzt bereits vor dem ersten Most. Fritz zeigt uns kurz unser Schlafraum, den Waschplatz und auch das Stille Örtchen. Nach einem kurzen Erstellen des Tenue's finden wir uns alle im gemütlichen Aufenthaltsraum der Hütte ein. Für diese Nacht sind wir die einzigen Gäste auf der Alp und müssen uns somit auch nicht all zu stark benehmen. Nach dem der ärgste Durst gestillt ist, bestellen wir unser Nachtessen und Fritz begibt sich hinter die Theke und in den noch nicht ganz fertig gestellten Anbau der Hütte. Dort hat er nämlich das Wichtigste, neben dem Getränkekeller, bereits installiert: den Grill. Während wir zum ersten Pokerspiel starten, zaubert er uns ein reichhaltiges Nachtessen. Der kurzfristig einkehrenden Ruhe nach zu urteilen, mundet es wohl jedem Teilnehmer. Danach wird in gemütliche Runde die Route für den morgigen Tag geplant, der Flüssikeitshaushalt auf Vordermann gebracht und sowohl beim Pokern, als auch in Sachen Sitten in Männerrunden fleissig dazugelernt. Damit wir am nächsten Morgen auch frühzeitig aus den Federn kommen, begeben wir uns auch schon bald in den oberen Stock des Rinderstalls, wo sich unser Schlafraum befindet und schlagen uns aufs Ohr.

Trotz vorzüglichem Schlaf in ungewohnter Höhe, stehen wir kurz nach dem Sonnenaufgang auf und richten uns für einen sportlichen Tag. Zuerst wechseln wir aber erneut in die Haupthütte und nehmen ein reichhaltiges Morgenessen zu uns. Da in den frühen Stunden die Hütte noch an der Sonne gelegen hatte und erst im Verlauf des Essens in einen Nebelschleicher gehüllt wird, sind wir noch guten Mutes, an diesem Tag noch reichlich Sonne zu sehen. Diese Hoffnung war am Vorabend durch den Alpwirt, Fritz, bestärkt worden. Beim Morgenessen äussert er sich aber schon nicht mehr so hoffnungsvoll.

Dem Nebel zum Trotz machen wir uns dann bald auf den Weg. Das heisst, Kurt begibt sich gemütlich, seiner Gesundheit angepasst, auf den östlichsten der sieben Churfirsten, den Selun. Auch Mulle geht seinen eigenen Weg und schwingt sich auf seinen Drahtesel. Er sucht nach Singeltrail's, um so schnell wie möglich zu seinem Auto zu kommen, da er noch weitere Termine an diesem Tag einhalten muss. Wie sich später zeigt, kostet ihn diese Abfahrt jedoch die hintere Schwinge seines Fully's und er muss in den folgenden Bikeferien ohne sein geliebtes Bike antreten. Wir Übriggebliebenen haben uns für eine Route entschieden, die ich als Organisator aus einem Führer über ältere, kaum begangene und nicht mehr markierte Routen habe. Angeblich soll es einen Weg auf der Walenseeseite um den Chäserrugg geben? Um dies zu klären, machen wir uns also auf den Weg. Und wie das schon bekannt ist, begnügen wir uns auch diesmal nicht mit laufen, sondern legen gleich mit einen leichten Laufschritt los. So lange es noch flach ist kann auch ich noch mithalten. Aber ich weiss ja, die nächste Steigung wird kommen. Ich habe meine neuste Errungenschaft mitgenommen, ein Spielzeug für Männer, ein GPS. Dieses Wunderding zeigt mir immer genau, wo ich gerade bin, was je nach körperlicher Verfassung aber nicht immer von Vorteil ist.

Nach einer kurzen Flachpassage kommen wir auf der Höhe der Selenmatt unter dem Brisi an. Wir biegen nach rechts ab und von da an gewinnen wir immer mehr an Höhe. Wir folgen dem Weg bis kurz unter die erste Felswand am Brisi. Dort biegen wir nach links vom Weg ab, in Richtung Schiebenstoll. Wir folgen der Route die in meinem Führer beschrieben, aber schon lange nicht mehr markiert ist. Wir überqueren ein eindrückliches Schrattenfeld und gewinnen zusätzlich noch an Höhe. Doch trotzdem will sich der Nebel einfach nicht aus dem Staub machen. Aber dank meiner elektronischer Orientierungshilfe und unserem langjährig antrainierten Orientierungssinn finden wir den Weg punktgenau. Wir kommen genau auf dem Weg zum Schiebenstoll, unterhalb des letzten Anstiegs, an. Diesen Weg benützen wir dann auch kurz und zwar wieder etwas nach unten. Der Abstieg ist kurzfristig sehr steil und da es ziemlich feucht ist, kommt es benahe einem Klettersteig bei. Doch wir kommen gut in der Talsohle an und fallen auch sofort wieder in einen leichten Laufschritt. Und zwar wieder aufwärts, in Richtung Zustoll. Sobald wir aber die erste Anhöhe erreichen, müssen wir wieder gemäss meinem Führer den Weg verlassen. Wieder suchen wir uns den Weg selber, das Ziel ist klar aber auf Grund des Nebels noch nicht in Sicht. Wir wollen die Talsohle zwischen Schiebenstoll und Zustoll erreichen. Wir klettern über die Geröllhalde immer wieder in die Höhe. Zwischen den immer grösser werdenden Felsklumpen finden wir immer wieder Überbleibsel von vergangenen Militärübungen. In der ganzen Mulde liegen diverse Geschossfragmente herum.

Je höher wir aufsteigen, desto stärker haben wir das Gefühl, die Sonne dringt jetzt den gleich durch den Nebel. Doch als wir die Felskante erreichen, ziehen immer noch viel Nebelschwaden um uns herum. Auch die Sicht zum Walensee bleibt uns verborgen. Jedoch sieht der Nebel aus, wie eine grosse Suppe und lädt so richtig zum Hineinspringen ein. Zum Glück wissen wir, dass die Felswand unter dem Nebel mehrere Hundert Meter abfällt und beinahe senkrecht im Walensee endet.

Nachdem wir uns den, in meinem Führer beschriebenen, Abseilhacken und die folgenden Sicherungen hinter dem Schiebenstoll begutachtet haben, sehen wir uns den Weg hinter dem Zustoll an. Auch der ist gesichert. Es führt von der Stollenfurgg, da befinden wir uns nämlich, ein Stahlseil in Richtung Chäserrugg. Auf Grund des Nebels ist es aber nicht möglich den weiteren Verlauf des Weges einzusehen. Obwohl der Weg gesichert ist, hat er doch nur eine Breite von einem Handtuch, so ist es auch in meinem Führer beschrieben. Wir beurteilen den Weg als eher schwierig und da wir keine Sicherungsausrüstung dabei haben, denken wir bereits laut über den Rückzug nach. Ich wage es trotzdem und begebe mich vorsichtig auf den Weg. Ich halte mich am Seil fest und gehe langsam den Weg entlang. Romeo folgt mir ebenfalls und Rolf bleibt als Vernünftigster auf der Stollenfurgg zurück. Ich klettere bis über die erste Felsnase, kann dort aber auch nicht viel weiter den Verlauf des Weges einsehen. Deshalb entscheide ich mich wieder zurückzuklettern, was auf Grund des feuchten Steins und der mangelnden Sicherung ein eher mulmiges Gefühl erzeugt.

Wir beginnen also mit dem Abstieg in Richtung Fussende des Zustolls. Dort wollen wir doch noch ein Erfolgserlebnis haben und nehmen den Anstieg in Angriff. Auch der Weg ist zum Teil recht steil und wir hoffen immer noch, dass wir auf dem Gipfel oberhalb des Nebels sind. Doch auch nach diesem Kraftaufwand stehen wir auf dem Gipfel und setzen uns zu einem kurzen Verpflegungsstopp neben dem Gipfelkreuz hin. Und dann geschieht das Unerwartete; der Nebel öffnet sich für einen kurzen Moment und wir sehen einen Teil des Hinterruggs, sowie einen Blick in die fernen Alpen. Auf den Walensee können wir trotzdem noch nicht blicken. Glücklich über diesen kurzen Blick machen wir uns wieder auf den Abstieg und erreichen ohne Zwischenstopp und doch etwas erschöpft wieder die Alp Selun.

Von Kurt können wir dann erfahren, dass er auf den Selun gewandert ist und nach einer kurzen Wartezeit vom Gipfel bis auf den Walensee gesehen hat. Es sollte also für uns einfach nicht sein!!

Nach der ersten Flüssigkeitsaufnahme ziehen wir uns um und begeben uns wieder in den gemütlichen Speiseraum der Alp Selun. Obwohl an diesem Abend noch mehrere andere Gruppen auf der Alp übernachten, ist es sehr gemütlich und wir werden von Fritz und seiner Serviceunterstützung sehr gut und freundlich bedient. Wir schlagen uns die Bäuche voll, trinken das eine oder andere Getränk und spielen noch bis lang in die Nacht diverse Kartenspiele.

Am nächsten Morgen begeben wir uns nicht all zu früh zum Morgenessen und richten und danach für die Rückreise. Nach einem Abschied von Fritz wandern wir kurz zur Seilbahn und lassen uns wieder zurück ins Tal transportieren. Und wieder nimmt ein sehr schönes Wochenende in den Bergen, weg vom Stress der Woche, sein Ende. Da Romeo sich bereits in der Nacht auf den Nachhauseweg gemacht hat, sind wir nur noch zu dritt. Wir fahren dann mit Bus, Zug und Auto nach Hause und sind wieder um eine Erfahrung glücklicher.

Vermutlich werden wir das nächste Mal wieder auf der Alp Selun übernachten und hoffen natürlich auf etwas mehr Sonne. Ich hoffe natürlich, dass du das nächste Mal auch dabei sein wirst.

Der Organisator

 

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